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1921 AD., Germany, Weimar Republic, Finsterwalde (city), Notgeld, collector series issue, 75 Pfennig, Grabowski/Mehl 362.1a-3/3. Reverse
State: Germany, Weimar Republic
Issuer: Finsterwalde (city) (Bbg / Bbg) Stadt
Location of issue: Finsterwalde (city)
Date of issue: July 1921 AD., 
Value: 75 Pfennig
Size: 106 x 73 mm
Material: paper (no overprint)
Watermark: -
Serial : -
Serial no. : -
Signatures: Fr. Wehle & E. Haferland (2)
Printer: R. Gerstäcker in Leipzig , designer: Ernst Janetzky
Obv.: Vorstehenden Betrag zahlt unsere Stadthauptkasse dem Einlieferer dieses Scheines. - Gültigkeit bis ein Monat nach erfolgtem Widerruf durch ortsübliche Bekanntmachung. / 75 – pf / Finsterwalde im Juli 1921 / der Magistrat / ( signatures Fr. Wehle - E. Haferland ) / Notgeld der Stadt Finsterwalde , city arms, water tower (left) and town hall flanking. 
Rev.: 75 Pf - Wir sind die Sänger von Finsterwalde – Pf / fec. E. Janetzky , four Finsterwalde singers and street view  -  Umgeben von einem Rahmen vier Sänger vor Straßenansicht. Unten signiert. 
References: Grabowski/Mehl 362.1a-3/3 .  

Der Magistrat der Stadt in der Zeit von 1919 bis zum Jahresende 1923 insgesamt sieben Notgeld-Ausgaben vorbereitet, von denen immerhin fünf realisiert, amtlich abgegeben und benutzt worden sind. Peter Hennig, Mitglied des Heimatgeschichtsvereins Finsterwalde, hat die Geschichte des Finsterwalder Notgeldes aufgearbeitet: 

Bei der Bevölkerung ist noch immer der Glaube sehr verbreitet, dass nur Banknoten vom fortschreitenden Wertverlust betroffen seien, was durch die steigende Relation zwischen Metall- und Zahlungswert der Münzen noch bestärkt wird. Das führt zur "Hamsterei von Hartgeld" und trotz millionenfacher Nachprägungen der Reichsbank kann dem Mangel an kleinen Zahlungsmitteln nicht begegnet werden. Gleichzeitig erfreut sich das bunte Notgeld vieler Städte und Kreise zunehmender Beliebtheit, woraus sich ein florierender Handel mit Notgeld für Sammler entwickelt. Der Minister für Handel und Gewerbe sieht sich daraufhin dazu veranlasst, den Kommunen, die darin ein geeignetes Mittel zur Werbung und ein willkommenes Geschäft sehen, "... die Herausgabe von Ersatzwertzeichen als Einnahmequelle zu verbieten; die Sammlung fördernde Maßnahmen haben zu unterbleiben." Auch der Leiter der Stadthauptkasse, Rendant Fette, informiert in einem handgeschriebenen Brief den Bürgermeister am 13. Januar 1921 darüber, dass die Nachfrage nach Notgeld (Gutscheinen) der Stadt Finsterwalde insbesondere bei den Sammlern weiter ansteigt. Er macht den Vorschlag, eine neue Serie aufzulegen und unterbreitet dafür wieder selbst gefertigte Entwürfe.Zunächst wird der in Finsterwalde geborene Künstler Bruno Hartnick um die Anfertigung von Entwürfen gebeten. Mit Beschluss verfügt aber der Magistrat am 17. März 1921, dass bis zum 1. April eine öffentliche Ausschreibung für neue Entwürfe stattzufinden hat. Dazu ergeht folgende Bekanntmachung: "Es hat sich das Bedürfnis herausgestellt, zwecks internen Behebens des Mangels an Kleingeld Notgeldscheine zu 25, 50 und 75 Pfennige einzuführen. Wir wenden uns an dieser Stelle an die betreffenden Persönlichkeiten in hiesiger Stadt und bitten Entwürfe und Anregungen jeglicher Art bis zum 1. April einzureichen. Ein Ersatz der baren Auslagen wird gewährt." Der Zuschlag für die eingereichten Entwürfe geht an den in Finsterwalde ansässigen Obering. Ernst Janetzky, der sich seit etwa zehn Jahren mit ansprechenden Zeichnungen und Finsterwalder Ansichten sowie durch die Illustration regionaler Druckschriften hervorgetan hatte. Für ein Honorar von 3000 Mark verkauft er seine Rechte an den Entwürfen an den Magistrat und sichert künstlerische Unterstützung für die Drucklegung zu. Bis zum 12. Mai 1921 liefert er die Originalzeichnungen an den Verlag.
Der Magistrat beschließt am 19. April 1921 die Herausgabe von je 200 000 Stück Notgeld-Scheinen in Werten zu 25, 50 und 75 Pfennig, wozu die Stadtverordnetenversammlung (SVV) am 21. April in geheimer Sitzung ihre Zustimmung erteilt und am 28. April die erforderlichen Mittel in Höhe von 72 000 Mark bewilligt.
Nach Verhandlungen mit Senator A. Hartmann, Vorsitzender der Finanzkommission der SVV, unterbreitet die Buchdruckerei Rudolf Gerstäcker in Leipzig, Sternwartenstraße 42, am 6. Mai 1921 ein Angebot zur Herstellung der Scheine, nachdem sie sich bereits im Mai 1920 vergeblich um einen solchen Auftrag bemüht hatte. Am 11. Mai 1921 ergeht die Bestellung über je 200 000 Stück Notgeld-Scheine zum Preis von 68 600 M an die Fa. R. Gerstäcker in Leipzig. Es wird Lieferung bis zum 20. Juni vereinbart. 
In einer Vorlage informiert die Stadthauptkasse am 18. Juni 1921 darüber, dass inzwischen aus der Ausgabe 1919/1920 (Gutscheine der Stadt Finsterwalde) alle Werte zu 5 und 10 Pfennig vergriffen sind. Deshalb wird darüber nachgedacht, die bestimmten drei neuen Werte noch durch einen Wert zu 10 Pfennig in zwei-farbiger Ausführung zu ergänzen.
Am 17. Juni 1921 legt der Verlag die Andrucke vor, die jetzt nach künstlerischer Abstimmung mit E. Janetzky fünffarbig aufgelegt sind, was die Kosten auf 75 200 Mark erhöht.
Die Scheine tragen die Bezeichnung „Notgeld der Stadt Finsterwalde. Dem Gebrauch anderer Kommunen folgend wird die Größe einheitlich auf 10,3 cm x 7,0 cm festgelegt. Sie werden zweiseitig bedruckt im Fünf-Farb-Buchdruck hergestellt. Neben schwarz sind die Grundfarben gelblichgrün, mittelorangebraun, grünlichblau und rosarot. Wiederum wird aus Kostengründen auf die Verwendung von Wasserzeichen-Papier verzichtet.

Die Ansicht der Vorderseite zeigt neben der Bezeichnung Notgeld der Stadt Finsterwalde, die Wertangabe in Pf.(ennig) und eine jeweils unterschiedliche Darstellung des Stadtwappens. Dem Erwerber wird versichert Vorstehenden Betrag zahlt unsere Stadthauptkasse dem Einlieferer dieses Scheines. Gültigkeit bis ein Monat nach erfolgtem Widerruf durch ortsübliche Bekanntmachung.
Ort und Datum der Herausgabe sind mit Finsterwalde im Juli 1921 verzeichnet. Für den Magistrat unterzeichnen im Faksimile die Mitglieder Fr. Wehle und E. Haferland. Die Darstellung auf der Vorderseite wird außerdem beim Wert zu 50 Pfennig durch mittelalterliche Partisanen und beim Wert zu 75 Pfennig durch eine Darstellung des Wasserturmes und des Rathauses, von der Langen Straße her gesehen, ergänzt
Die Rückseiten der Scheine nehmen auf Finsterwalder Geschichte Bezug. Der Schein zu 25 Pfennig widmet sich dem Wirken der Finsterwalder Standesherrschaft. Er zeigt in der Mitte den Blick durch ein wappengeschmücktes Portal auf das Hinterschloss, flankiert von zwei beschrifteten Epithaphen (Grabmale).
Zur Linken für den Feldobersten Otto von Dieskau und zur Rechten für vermutlich dessen Ehefrau. Die umlaufende Beschriftung lautet: A.D. 1531 war das Schloss im Bes des Feldobersten Otto von Dieskau und s Bruders Job. 1531. 
Auf dem Schein zu 50 Pfennig ist die Szene des kurfürstlichen Wetttrinkens dargestellt, bei dem Bürgermeister Abraham Koswig für die Ehrenrettung seines Landesherren mit der Bürgerheide als Stadtbesitz belohnt worden sein soll. Die Beschriftung lautet: Bürgerm. Abrah. Koßwig gewinnt die Bürgerheide.
Der Schein zu 75 Pfennig zeigt vier Finsterwalder Sänger mit Frack und Zylinder vor Finsterwalder Bürgerhäusern (vermutlich Gaststätten am Alexanderplatz) im Fahnenschmuck, unterlegt von der Schriftzeile: Wir sind die Sänger von Finsterwalde. Das Sänger-Motiv des Wertes zu 75 Pfennig erlangt große Beliebtheit, weswegen es mit Zustimmung des Magistrats auch für Neujahrs- und Visitenkarten Verwendung findet. Auf allen drei Werten ist am unteren Rand als Stecherzeichen angegeben: fec. E. Janetzky. 

Die Andrucke gefallen dem Magistrat und werden am 18. Juni 1921 zum Druck freigegeben. Die Auslieferung beginnt am 24. Juni und wird am 6. August 1921 abgeschlossen. Vertragsgemäß werden von jedem Wert 200 000 Stück hergestellt. Die Noten werden zunächst nicht nummeriert.
Am 20. August 1921 reicht die Druckerei die Originalvorlagen von E. Janetzky zurück und bestätigt, dass die Original-Druckplatten unter Aufsicht eingeschmolzen und sämtliche Makulatur vernichtet worden sind. Nachauflagen, wie bei der Ausgabe von 1919/20 gibt es nicht. Von dem Angebot der Druckerei für einen 10 Pfennig-Wert wird kein Gebrauch gemacht. Die Finanzkommission der Stadtverordnetenversammlung hatte dies am 4. August 1921 abgelehnt. 

In seiner Sitzung am 23. Juli 1921 beschließt der Magistrat Maßnahmen zur Verteilung des Notgeldes: je eine Serie soll auf Haushaltsschein an die Haushalte abgegeben werden, alle weiteren Abgaben an jedermann sollen in Paketen zu mindestens 100 Stück zu einem Aufschlag von 18 Prozent des Nennwertes erfolgen, die Bedienung vorliegender auswärtiger Anforderungen soll dem Kaufmann H. Wieland unter der Voraussetzung übertragen werden, dass er als Engros-Abnehmer mindestens 10 000 Serien gegen Barzahlung übernimmt.Dagegen beantragt der Bankausschuss der Stadt-Bank Finsterwalde am 27. Juli 1921 den Vertrieb nicht privat vorzunehmen, sondern stattdessen ausschließlich der Stadthauptkasse und/oder der Stadt-Bank Finsterwalde zu übertragen. Noch ahnt niemand, welche Querelen damit verbunden sein werden.Für jeden eine Serie für 1,50 MSenator A. Hartmann veranlasst folgerichtig in den beiden Zeitungen der Stadt und in der Märkischen Volksstimme die Anzeigen: "Am Mittwoch, 17. August d. J., findet in den üblichen Ausgabestellen in der Zeit von 4 - 6 Uhr nachmittags die Ausgabe von Notgeldscheinen statt. Es erhält ein jeder Finsterwalder Einwohner auf Haushaltsschein eine Serie zum Nennwert von 1,50 M. Passendes Geld ist möglichst mitzubringen. Der Magistrat".Und später: "Das Notgeld wird zu Serien á 100 Stück + 18 % Aufschlag von der Stadthauptkasse ausgegeben."Nachdem jedoch rechtliche Bedenken zur Berechtigung, einen Zuschlag zu erheben, auftreten, beschließt der Magistrat am 16. August 1921 davon Abstand zu nehmen und den bisher kassierten Zuschlag zurückzuerstatten. Auf Vorschlag von Rendant Fette ergeht deshalb am 19. August 1921 der Beschluss, in der Woche vom 22. bis 27. August 1921 in der Stadthauptkasse alle mit einem Zuschlag verkauften Serien zum Ausgabepreis zurückzunehmen. Dazu ergeht am 20. August eine erneute öffentliche Information: "Bekanntmachung - Notgeld. Die bis jetzt mit einem Aufschlag von 18 % zum Nennwert verkauften Notgeldscheine unserer Stadt werden in der Woche vom 22. - 27. August d. Monats von unserer Stadthauptkasse in den üblichen Kassenstunden zum gezahlten Preise zurückgekauft. Gültigkeit zum Nennwert behalten diese Scheine auch für die Zukunft. Während dieser Woche werden keine Scheine ausgegeben. Vom 29. August ab erfolgt die Ausgabe zum Nennwert in jeder gewünschten Menge durch die hiesige Stadt-Bank. Magistrat Finsterwalde".Nach einer Information der Stadthauptkasse sind bis zu diesem Zeitpunkt über 38 000 Serien verkauft und ein Zuschlag von 9854,73 M vereinnahmt worden. Der Beschluss des Magistrats vom 16. August sieht außerdem vor, der Stadt-Bank die weitere Ausgabe des Notgeldes zu übertragen, nachdem sie schon weisungsgemäß alle weiteren Lieferungen der Druckerei entgegengenommen hat, und bis zum 26. August 1921 den gesamten Bestand zu übergeben. Die Stadt-Bank übernimmt am 18. August 1921 61 744 Serien zu einem Nennwert von 92 616 M.Obwohl Gestaltung und Farbgebung der Noten anderen zeitgenössischen Ausgaben in Nichts nachstehen, kommt die Nachfrage allen Erwartungen zum Trotz, besonders in der Stadt und Region nicht so recht in Schwung. Bis zum 24. Februar 1922 sind erst 46 829 und bis zum 26. Juni 1922 rund 82 000 Serien verkauft. In Sammlerkreisen wird die gedämpfte Nachfrage darauf zurückgeführt, dass die fehlenden Kontroll-Nummern Zweifel an der Seriösität der Scheine aufkommen lassen. Folgerichtig beschließt der Magistrat am 27. Juni 1922 den gesamten Bestand nachträglich noch mit Kontroll-Nummern zu bedrucken. Die Arbeit soll von Mitarbeitern des städtischen Lebensmittelamtes ausgeführt werden, aber am 22. August beschließt der Magistrat wohl wegen des hohen Aufwandes "Die Nummerierung soll unterbleiben." Die Bestände sollen nun gegen Bezahlung an kommerzielle Vertriebsgesellschaften und kostenlos an Wohlfahrtsgemeinschaften und -verbände abgegeben werden. Ersteren wird ein Rabatt von 30 Prozent und Ratenzahlung eingeräumt. Dadurch können noch rund 90 000 Stück veräußert werden. Am 23. November 1923 beträgt der Restbestand bei der Stadt-Bank rund 29 000 Serien.Ende der LaufzeitPer Gesetz endet die Laufzeit der Serie 1921 zum 14. November 1922. Im "Niederlausitzer Anzeiger" vom 18. Oktober 1922 erscheint die folgende Anzeige: "Finsterwalde - Bekanntmachung. Das noch im Umlauf befindliche Notgeld der Stadt Finsterwalde (Scheine und Münzen) ist bis zum 14. November 1922 in der Stadthauptkasse zur Einlösung vorzulegen. Nach diesem Termin findet eine Einlösung nicht mehr statt. Finsterwalde, den 13. Oktober 1922, Der Magistrat".Obwohl die gesetzlich gesetzte Frist mehrmalig, gem. Mitteilung des Deutschen Städtetages vom 9. Dezember 1922 letztlich bis zum 5. Februar 1923, verlängert wird, bleibt es bei dieser Vorgabe des Magistrats. 

Schlüsselwörter: Germany Weimar Republic Finsterwalde city Notgeld collector series Pfennig paper Wehle Haferland Gerstäcker Leipzig Ernst Janetzky arms singer street view

1921 AD., Germany, Weimar Republic, Finsterwalde (city), Notgeld, collector series issue, 75 Pfennig, Grabowski/Mehl 362.1a-3/3. Reverse

State: Germany, Weimar Republic
Issuer: Finsterwalde (city) (Bbg / Bbg) Stadt
Location of issue: Finsterwalde (city)
Date of issue: July 1921 AD.,
Value: 75 Pfennig
Size: 106 x 73 mm
Material: paper (no overprint)
Watermark: -
Serial : -
Serial no. : -
Signatures: Fr. Wehle & E. Haferland (2)
Printer: R. Gerstäcker in Leipzig , designer: Ernst Janetzky
Obv.: Vorstehenden Betrag zahlt unsere Stadthauptkasse dem Einlieferer dieses Scheines. - Gültigkeit bis ein Monat nach erfolgtem Widerruf durch ortsübliche Bekanntmachung. / 75 – pf / Finsterwalde im Juli 1921 / der Magistrat / ( signatures Fr. Wehle - E. Haferland ) / Notgeld der Stadt Finsterwalde , city arms, water tower (left) and town hall flanking.
Rev.: 75 Pf - Wir sind die Sänger von Finsterwalde – Pf / fec. E. Janetzky , four Finsterwalde singers and street view - Umgeben von einem Rahmen vier Sänger vor Straßenansicht. Unten signiert.
References: Grabowski/Mehl 362.1a-3/3 .

Der Magistrat der Stadt in der Zeit von 1919 bis zum Jahresende 1923 insgesamt sieben Notgeld-Ausgaben vorbereitet, von denen immerhin fünf realisiert, amtlich abgegeben und benutzt worden sind. Peter Hennig, Mitglied des Heimatgeschichtsvereins Finsterwalde, hat die Geschichte des Finsterwalder Notgeldes aufgearbeitet:

Bei der Bevölkerung ist noch immer der Glaube sehr verbreitet, dass nur Banknoten vom fortschreitenden Wertverlust betroffen seien, was durch die steigende Relation zwischen Metall- und Zahlungswert der Münzen noch bestärkt wird. Das führt zur "Hamsterei von Hartgeld" und trotz millionenfacher Nachprägungen der Reichsbank kann dem Mangel an kleinen Zahlungsmitteln nicht begegnet werden. Gleichzeitig erfreut sich das bunte Notgeld vieler Städte und Kreise zunehmender Beliebtheit, woraus sich ein florierender Handel mit Notgeld für Sammler entwickelt. Der Minister für Handel und Gewerbe sieht sich daraufhin dazu veranlasst, den Kommunen, die darin ein geeignetes Mittel zur Werbung und ein willkommenes Geschäft sehen, "... die Herausgabe von Ersatzwertzeichen als Einnahmequelle zu verbieten; die Sammlung fördernde Maßnahmen haben zu unterbleiben." Auch der Leiter der Stadthauptkasse, Rendant Fette, informiert in einem handgeschriebenen Brief den Bürgermeister am 13. Januar 1921 darüber, dass die Nachfrage nach Notgeld (Gutscheinen) der Stadt Finsterwalde insbesondere bei den Sammlern weiter ansteigt. Er macht den Vorschlag, eine neue Serie aufzulegen und unterbreitet dafür wieder selbst gefertigte Entwürfe.Zunächst wird der in Finsterwalde geborene Künstler Bruno Hartnick um die Anfertigung von Entwürfen gebeten. Mit Beschluss verfügt aber der Magistrat am 17. März 1921, dass bis zum 1. April eine öffentliche Ausschreibung für neue Entwürfe stattzufinden hat. Dazu ergeht folgende Bekanntmachung: "Es hat sich das Bedürfnis herausgestellt, zwecks internen Behebens des Mangels an Kleingeld Notgeldscheine zu 25, 50 und 75 Pfennige einzuführen. Wir wenden uns an dieser Stelle an die betreffenden Persönlichkeiten in hiesiger Stadt und bitten Entwürfe und Anregungen jeglicher Art bis zum 1. April einzureichen. Ein Ersatz der baren Auslagen wird gewährt." Der Zuschlag für die eingereichten Entwürfe geht an den in Finsterwalde ansässigen Obering. Ernst Janetzky, der sich seit etwa zehn Jahren mit ansprechenden Zeichnungen und Finsterwalder Ansichten sowie durch die Illustration regionaler Druckschriften hervorgetan hatte. Für ein Honorar von 3000 Mark verkauft er seine Rechte an den Entwürfen an den Magistrat und sichert künstlerische Unterstützung für die Drucklegung zu. Bis zum 12. Mai 1921 liefert er die Originalzeichnungen an den Verlag.
Der Magistrat beschließt am 19. April 1921 die Herausgabe von je 200 000 Stück Notgeld-Scheinen in Werten zu 25, 50 und 75 Pfennig, wozu die Stadtverordnetenversammlung (SVV) am 21. April in geheimer Sitzung ihre Zustimmung erteilt und am 28. April die erforderlichen Mittel in Höhe von 72 000 Mark bewilligt.
Nach Verhandlungen mit Senator A. Hartmann, Vorsitzender der Finanzkommission der SVV, unterbreitet die Buchdruckerei Rudolf Gerstäcker in Leipzig, Sternwartenstraße 42, am 6. Mai 1921 ein Angebot zur Herstellung der Scheine, nachdem sie sich bereits im Mai 1920 vergeblich um einen solchen Auftrag bemüht hatte. Am 11. Mai 1921 ergeht die Bestellung über je 200 000 Stück Notgeld-Scheine zum Preis von 68 600 M an die Fa. R. Gerstäcker in Leipzig. Es wird Lieferung bis zum 20. Juni vereinbart.
In einer Vorlage informiert die Stadthauptkasse am 18. Juni 1921 darüber, dass inzwischen aus der Ausgabe 1919/1920 (Gutscheine der Stadt Finsterwalde) alle Werte zu 5 und 10 Pfennig vergriffen sind. Deshalb wird darüber nachgedacht, die bestimmten drei neuen Werte noch durch einen Wert zu 10 Pfennig in zwei-farbiger Ausführung zu ergänzen.
Am 17. Juni 1921 legt der Verlag die Andrucke vor, die jetzt nach künstlerischer Abstimmung mit E. Janetzky fünffarbig aufgelegt sind, was die Kosten auf 75 200 Mark erhöht.
Die Scheine tragen die Bezeichnung „Notgeld der Stadt Finsterwalde. Dem Gebrauch anderer Kommunen folgend wird die Größe einheitlich auf 10,3 cm x 7,0 cm festgelegt. Sie werden zweiseitig bedruckt im Fünf-Farb-Buchdruck hergestellt. Neben schwarz sind die Grundfarben gelblichgrün, mittelorangebraun, grünlichblau und rosarot. Wiederum wird aus Kostengründen auf die Verwendung von Wasserzeichen-Papier verzichtet.

Die Ansicht der Vorderseite zeigt neben der Bezeichnung Notgeld der Stadt Finsterwalde, die Wertangabe in Pf.(ennig) und eine jeweils unterschiedliche Darstellung des Stadtwappens. Dem Erwerber wird versichert Vorstehenden Betrag zahlt unsere Stadthauptkasse dem Einlieferer dieses Scheines. Gültigkeit bis ein Monat nach erfolgtem Widerruf durch ortsübliche Bekanntmachung.
Ort und Datum der Herausgabe sind mit Finsterwalde im Juli 1921 verzeichnet. Für den Magistrat unterzeichnen im Faksimile die Mitglieder Fr. Wehle und E. Haferland. Die Darstellung auf der Vorderseite wird außerdem beim Wert zu 50 Pfennig durch mittelalterliche Partisanen und beim Wert zu 75 Pfennig durch eine Darstellung des Wasserturmes und des Rathauses, von der Langen Straße her gesehen, ergänzt
Die Rückseiten der Scheine nehmen auf Finsterwalder Geschichte Bezug. Der Schein zu 25 Pfennig widmet sich dem Wirken der Finsterwalder Standesherrschaft. Er zeigt in der Mitte den Blick durch ein wappengeschmücktes Portal auf das Hinterschloss, flankiert von zwei beschrifteten Epithaphen (Grabmale).
Zur Linken für den Feldobersten Otto von Dieskau und zur Rechten für vermutlich dessen Ehefrau. Die umlaufende Beschriftung lautet: A.D. 1531 war das Schloss im Bes des Feldobersten Otto von Dieskau und s Bruders Job. 1531.
Auf dem Schein zu 50 Pfennig ist die Szene des kurfürstlichen Wetttrinkens dargestellt, bei dem Bürgermeister Abraham Koswig für die Ehrenrettung seines Landesherren mit der Bürgerheide als Stadtbesitz belohnt worden sein soll. Die Beschriftung lautet: Bürgerm. Abrah. Koßwig gewinnt die Bürgerheide.
Der Schein zu 75 Pfennig zeigt vier Finsterwalder Sänger mit Frack und Zylinder vor Finsterwalder Bürgerhäusern (vermutlich Gaststätten am Alexanderplatz) im Fahnenschmuck, unterlegt von der Schriftzeile: Wir sind die Sänger von Finsterwalde. Das Sänger-Motiv des Wertes zu 75 Pfennig erlangt große Beliebtheit, weswegen es mit Zustimmung des Magistrats auch für Neujahrs- und Visitenkarten Verwendung findet. Auf allen drei Werten ist am unteren Rand als Stecherzeichen angegeben: fec. E. Janetzky.

Die Andrucke gefallen dem Magistrat und werden am 18. Juni 1921 zum Druck freigegeben. Die Auslieferung beginnt am 24. Juni und wird am 6. August 1921 abgeschlossen. Vertragsgemäß werden von jedem Wert 200 000 Stück hergestellt. Die Noten werden zunächst nicht nummeriert.
Am 20. August 1921 reicht die Druckerei die Originalvorlagen von E. Janetzky zurück und bestätigt, dass die Original-Druckplatten unter Aufsicht eingeschmolzen und sämtliche Makulatur vernichtet worden sind. Nachauflagen, wie bei der Ausgabe von 1919/20 gibt es nicht. Von dem Angebot der Druckerei für einen 10 Pfennig-Wert wird kein Gebrauch gemacht. Die Finanzkommission der Stadtverordnetenversammlung hatte dies am 4. August 1921 abgelehnt.

In seiner Sitzung am 23. Juli 1921 beschließt der Magistrat Maßnahmen zur Verteilung des Notgeldes: je eine Serie soll auf Haushaltsschein an die Haushalte abgegeben werden, alle weiteren Abgaben an jedermann sollen in Paketen zu mindestens 100 Stück zu einem Aufschlag von 18 Prozent des Nennwertes erfolgen, die Bedienung vorliegender auswärtiger Anforderungen soll dem Kaufmann H. Wieland unter der Voraussetzung übertragen werden, dass er als Engros-Abnehmer mindestens 10 000 Serien gegen Barzahlung übernimmt.Dagegen beantragt der Bankausschuss der Stadt-Bank Finsterwalde am 27. Juli 1921 den Vertrieb nicht privat vorzunehmen, sondern stattdessen ausschließlich der Stadthauptkasse und/oder der Stadt-Bank Finsterwalde zu übertragen. Noch ahnt niemand, welche Querelen damit verbunden sein werden.Für jeden eine Serie für 1,50 MSenator A. Hartmann veranlasst folgerichtig in den beiden Zeitungen der Stadt und in der Märkischen Volksstimme die Anzeigen: "Am Mittwoch, 17. August d. J., findet in den üblichen Ausgabestellen in der Zeit von 4 - 6 Uhr nachmittags die Ausgabe von Notgeldscheinen statt. Es erhält ein jeder Finsterwalder Einwohner auf Haushaltsschein eine Serie zum Nennwert von 1,50 M. Passendes Geld ist möglichst mitzubringen. Der Magistrat".Und später: "Das Notgeld wird zu Serien á 100 Stück + 18 % Aufschlag von der Stadthauptkasse ausgegeben."Nachdem jedoch rechtliche Bedenken zur Berechtigung, einen Zuschlag zu erheben, auftreten, beschließt der Magistrat am 16. August 1921 davon Abstand zu nehmen und den bisher kassierten Zuschlag zurückzuerstatten. Auf Vorschlag von Rendant Fette ergeht deshalb am 19. August 1921 der Beschluss, in der Woche vom 22. bis 27. August 1921 in der Stadthauptkasse alle mit einem Zuschlag verkauften Serien zum Ausgabepreis zurückzunehmen. Dazu ergeht am 20. August eine erneute öffentliche Information: "Bekanntmachung - Notgeld. Die bis jetzt mit einem Aufschlag von 18 % zum Nennwert verkauften Notgeldscheine unserer Stadt werden in der Woche vom 22. - 27. August d. Monats von unserer Stadthauptkasse in den üblichen Kassenstunden zum gezahlten Preise zurückgekauft. Gültigkeit zum Nennwert behalten diese Scheine auch für die Zukunft. Während dieser Woche werden keine Scheine ausgegeben. Vom 29. August ab erfolgt die Ausgabe zum Nennwert in jeder gewünschten Menge durch die hiesige Stadt-Bank. Magistrat Finsterwalde".Nach einer Information der Stadthauptkasse sind bis zu diesem Zeitpunkt über 38 000 Serien verkauft und ein Zuschlag von 9854,73 M vereinnahmt worden. Der Beschluss des Magistrats vom 16. August sieht außerdem vor, der Stadt-Bank die weitere Ausgabe des Notgeldes zu übertragen, nachdem sie schon weisungsgemäß alle weiteren Lieferungen der Druckerei entgegengenommen hat, und bis zum 26. August 1921 den gesamten Bestand zu übergeben. Die Stadt-Bank übernimmt am 18. August 1921 61 744 Serien zu einem Nennwert von 92 616 M.Obwohl Gestaltung und Farbgebung der Noten anderen zeitgenössischen Ausgaben in Nichts nachstehen, kommt die Nachfrage allen Erwartungen zum Trotz, besonders in der Stadt und Region nicht so recht in Schwung. Bis zum 24. Februar 1922 sind erst 46 829 und bis zum 26. Juni 1922 rund 82 000 Serien verkauft. In Sammlerkreisen wird die gedämpfte Nachfrage darauf zurückgeführt, dass die fehlenden Kontroll-Nummern Zweifel an der Seriösität der Scheine aufkommen lassen. Folgerichtig beschließt der Magistrat am 27. Juni 1922 den gesamten Bestand nachträglich noch mit Kontroll-Nummern zu bedrucken. Die Arbeit soll von Mitarbeitern des städtischen Lebensmittelamtes ausgeführt werden, aber am 22. August beschließt der Magistrat wohl wegen des hohen Aufwandes "Die Nummerierung soll unterbleiben." Die Bestände sollen nun gegen Bezahlung an kommerzielle Vertriebsgesellschaften und kostenlos an Wohlfahrtsgemeinschaften und -verbände abgegeben werden. Ersteren wird ein Rabatt von 30 Prozent und Ratenzahlung eingeräumt. Dadurch können noch rund 90 000 Stück veräußert werden. Am 23. November 1923 beträgt der Restbestand bei der Stadt-Bank rund 29 000 Serien.Ende der LaufzeitPer Gesetz endet die Laufzeit der Serie 1921 zum 14. November 1922. Im "Niederlausitzer Anzeiger" vom 18. Oktober 1922 erscheint die folgende Anzeige: "Finsterwalde - Bekanntmachung. Das noch im Umlauf befindliche Notgeld der Stadt Finsterwalde (Scheine und Münzen) ist bis zum 14. November 1922 in der Stadthauptkasse zur Einlösung vorzulegen. Nach diesem Termin findet eine Einlösung nicht mehr statt. Finsterwalde, den 13. Oktober 1922, Der Magistrat".Obwohl die gesetzlich gesetzte Frist mehrmalig, gem. Mitteilung des Deutschen Städtetages vom 9. Dezember 1922 letztlich bis zum 5. Februar 1923, verlängert wird, bleibt es bei dieser Vorgabe des Magistrats.

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Name des Albums:Arminius / Germany, Finsterwalde
Schlüsselwörter:Germany / Weimar / Republic / Finsterwalde / city / Notgeld / collector / series / Pfennig / paper / Wehle / Haferland / Gerstäcker / Leipzig / Ernst / Janetzky / arms / singer / street / view
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